von Patrick deHahn, Reporter und Nachrichtenkurator (Quartz, qz.com)
(erschienen in Englisch am 14.5.2020 auf Quartz)
Zoom-Besprechungen. FaceTime-Anrufe. Geburtstagsfeiern, Kaffee-Chats, Spieleabende und Happy Hours im Video-Chat.
In dem Maße, in dem Arbeits- und Lebensereignisse immer weiter auseinandergehen, teilen die Menschen zunehmend das Gefühl der "Zoom-Müdigkeit". Sie wissen kaum, dass sie einen Bruchteil dessen erleben, was Gehörlose und Schwerhörige tagtäglich durchmachen.
Es wird "Konzentrationsmüdigkeit" genannt, ein Konzept, das Audiologen und Forscher näher untersucht haben.
"Es ist nicht unbedingt eine anhaltende Müdigkeit, aber sicherlich eine messbare Steigerung der Höranstrengung", sagte Mario Svirsky, Professor für Hörwissenschaft am medizinischen Zentrum NYU Langone Health, zu Quartz. "Ein wenig Lärm im Hintergrund kann Sie über eine Schwelle bringen, ab der die Kommunikation viel schwieriger wird und Sie eine Menge Arbeit leisten müssen. Sie können die vollen zwei Stunden lang an einer Sitzung teilnehmen und sich auf alles konzentrieren, und am Ende sind Sie fix und fertig."
Während die virtuelle Interaktion für sich allein schon sehr anstrengend sein kann, sind die Gründe, warum Menschen sie [die Erschöpfung, d. Red.] erleben, ähnlich wie die Gründe, warum die Gemeinschaft der Gehörlosen [und Schwerhörigen, d. Red.] mit Erschöpfung zu kämpfen hat.
Beiträge über "Zoom-Müdigkeit" erwähnen den Kampf mit nonverbalen Hinweisen. Diese Frustration ist vergleichbar damit, wie schwerhörige Personen genau vom Mund ablesen, die Gebärdensprache deutlich sehen oder sich eine ungehinderte Sicht auf Gesichter und Körpersprache sichern müssen.
Andere weisen auf den Stress beim Verstehen des Gesagten hin, der durch abgehackten Ton, Zeitverzögerungen oder verpixelte Videos entsteht. Die Gemeinschaft der [Hörbehinderten] begegnet dieser Schwierigkeit in fast jeder Umgebung, so als ob sie ein Puzzle zusammensetzen müssten.
"Wenn einem nur ein oder zwei Wörter oder ein bisschen Information fehlen, kann das einen Schneeballeffekt haben", sagte Ariel Hight, eine Postdoc-Stipendiatin der NYU Langone, die selbst an Hörverlust leidet, zu Quartz. "Sie können sich vorstellen, dass sich das darauf auswirkt, wie gut Sie in einer Besprechung oder bei Freunden abschneiden".
Bei "Zoom-Müdigkeit" geht es auch um das Gefühl, immer "on" sein zu müssen. Die endlosen Videoanrufe in der Arbeit oder Freizeit sind anstrengend. Es ist ähnlich - aber nicht annähernd gleich - wie Gehörlose und Schwerhörige jeden Tag pausenlos trotz aller Hindernisse Geräusche [und andere Signale, d. Red.] verarbeiten und sie übersetzen, um sie zu verstehen.
Svirsky fügte hinzu, dass Menschen, die von fremden Sprachen oder kulturellen Unterschieden umgeben sind, vergleichbaren Schwierigkeiten und Erschöpfungen ausgesetzt sind.
Einige der Ratschläge, die speziell zur "Konzentrationsmüdigkeit" gegeben wurden, könnten auf jeden angewendet werden.
Hight schlug vor, "in Sachen Kommunikation proaktiv mit den Menschen zu sein, mit denen man arbeitet". Kameras sollten eingeschaltet bleiben, mit idealer Beleuchtung, und vielleicht durch Untertiteldienste ergänzt werden. Transkriptionen nach der Sitzung können auch die Angst vor dem Schreiben von Notizen verringern. Und sowohl Hight als auch Svirsky betonten etwas Grundlegenderes - die Fähigkeit, sich auszuruhen und den Stecker zu ziehen, um die Müdigkeit zu lindern.
Der Artikel erschien am 14.5.2020 auf Englisch in Quartz (siehe hier). Quartz ist eine globale Nachrichtenplattform mit Hauptsitzen in New York und London. Die Veröffentlichung der Übersetzung erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Quartz.